Die Evangelische Kirche in Dosdorf beherbergt Thüringens größte Wochenstube des Großen Mausohrs, die von bundesweiter Bedeutung ist. Die Anzahl der Fledermäuse im Kirchenturm der Dorfkirche schwankt zwar, liegt aber zumeist bei deutlich mehr als 2.000 Tieren.
Der Bauzustand des als Fledermausquartier genutzten Gebäudeteiles wird derzeit als „kritisch“ eingestuft. Um eine weitere Verschlechterung des Bauzustandes zu verhindern und eine Beeinträchtigung der Wochenstube zu vermeiden, muss die gesamte Dachkonstruktion dringend komplett erneuert werden.
Ziel des von der Europäischen Union im Rahmen des ELER (Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) geförderten und mit Mitteln des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz unterstützten Projekts ist eine komplette Neuerrichtung der Kirchenturmkonstruktion. Diese soll bei gleichzeitiger Wahrung der Interessen des Fledermausschutzes und Würdigung der baulichen und historischen Besonderheiten des Kirchengebäudes realisiert werden.
Eine intensive Untersuchung im Vorfeld der Maßnahmen ist vorgesehen, um eine Beeinträchtigung der Fledermäuse durch diese zu minimieren und alle bautechnischen Informationen zu sammeln, die für die für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen notwendig sind. Um die Fledermäuse während der Wochenstubenzeit durch die Baumaßnahme nicht zu beeinträchtigen, wird ein in Thüringen zum ersten Mal in diesem Zusammenhang eingesetztes Verfahren angewandt, bei welchem die Turmhaube nahezu komplett vorgefertigt und anschließend auf die Mauerkrone aufgesetzt werden soll.
Zur Sicherstellung des Erreichens des Maßnahmenziels erfolgt eine regelmäßige Dokumentation und Prüfung des aktuellen Hangplatz- und Ausflugsverhaltens der Fledermäuse. Weiterhin erfolgt eine umfangreiche ökologische Baubegleitung und anschließend eine intensive Beobachtung der Tiere in der Wiederannahmephase.
Das Projekt wurde im Rahmen der Sonderaufgabe „Fledermausschutz“ des Natura-2000-Stationen-Netwerks eingerichtet.
Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.